Wir veröffentlichen hier die gemeinsame Pressemitteilung der Salt City Antifa und der Antifaschistischen Aktion Lüneburg/Uelzen zu Tätigkeiten von Reik Börm und seinen Geschwistern als Kinder- und Jugendtrainer*innen bei der JSG Roddau. Die Pressemitteilung wurde bereits Ende 2019 über die Kanäle der Gruppen veröffentlicht, soll jedoch der Vollständigkeit halber auch hier erscheinen. Der Verein hat sich im Nachgang dazu entschieden, dass die Börms als Trainer*innen nicht tragbar sind, jedoch dürfen sie so lange im Verein spielen, bis sie ggf. wieder bei rechten Demos / Events in Erscheinung treten.
Neonazis als Jugendtrainer bei der JSG Roddau
Der organisierte Neonazi Reik Börm trainiert zusammen mit seinem Bruder Torge Börm die U9 (Jahrgang 2011) der JSG Roddau. Außerdem ist er Spieler bei der 1.Herren des MTV Handorf und als Beisitzer im Vorstand ebenda zuständig für die Mitgliederverwaltung und hat somit Zugriff auf sensible Mitgliederdaten. Daneben ist die Schwester der beiden für den „Fußballkindergarten“ (Jahrgang 2012 – 2013) der JSG Roddau mitverantwortlich. Gardi Börm spielt darüber hinaus ebenfalls beim MTV Handorf in der 1.Frauen.
Die JSG Roddau ist ein Zusammenschluss der Jugendsparten des MTV Handorf, des TSV Radbruch und des MTV Rottorf.
Reik Börm ist, wie sein älterer Bruder Alf Börm, heute in der NPD sowie deren Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN) organisiert. So trat er am 1. Mai 2018 auf einer Demonstration der NPD in Erfurt als Ordner und mit T-Shirt der JN in Erscheinung. Auch am 24. November 2018 war er Ordner bei einer NPD Demonstration in Salzgitter, bei der Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“, „Alles für Volk, Rasse und Nation!“ und „Linkes Gezeter: 9 Millimeter!“ gerufen wurden. Reik Börm war dabei nicht nur Teilnehmer, sondern durch seine Ordnertätigkeit aktiv an der Durchführung der Demonstrationen beteiligt. Am 28. September 2019 nahm er an der „Brauchtumsfeier“ der niedersächsischen NPD, im Nazi-Zentrum „Hof Nahtz“ in Eschede teil. Auch hier in der Funktion eines Ordners. Auch bei Facebook zeigt er seine politische Einstellung offen, so liked er dort das neonazistische Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“, „Die Patriotische Plattform“ der AfD sowie den Vorsitzenden der NPD in Thüringen, Thorsten Heise.
Gardi Börm war schon als Jugendliche in der „Heimatreuen Deutschen Jugend“ aktiv. Am 17. Januar 2013 nahm sie mit ihren Eltern an einer NPD-Kundgebung am Lüneburger Bahnhof teil. Am 28. September 2019 besuchte auch sie die „Brauchtumsfeier“ der NPD in Eschede.
Aufgewachsen und sozialisiert sind die Börm‘s in einer extrem rechten Familie. Ihr Vater, Manfred Börm, ist seit Jahren maßgeblicher Aktivist der NPD und anderer neofaschistischer Gruppierungen in Norddeutschland. Schwerpunkt seiner Tätigkeiten war stets die Jugend- und Nachwuchsarbeit. Er war Funktionär in den verbotenen völkischen Vereinigungen „Wiking Jugend“ (WJ) und „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ).
Angesichts dieser Tatsachen und den extrem rechten Hintergründen (die in Handorf seit Jahren bekannt sind), ist es absolut unverständlich und verantwortungslos Kinder von diesen Menschen trainieren zu lassen. Im Fussball sollte kein Platz für Rassismus und Menschenfeindlichkeit sein. Die JSG Roddau tut mit Ihrer Trainerwahl genau das Gegenteil und macht extrem rechte Ideologie salonfähig. Dies steht auch im Widerspruch zu den Zielen und Werten des DFB.
Gerade die neofaschistische NPD ist im Zusammenhang mit Fußball immer wieder besonders rassistisch aufgefallen. So hetzte die Partei während der Weltmeisterschaft 2006 gegen Spieler der Fußballnationalelf mit schwarzer Hautfarbe. Für einen NPD-WM- Planer, auf dessen Titelbild der Bremer Nationalspieler Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt wird („Weiß – Nicht nur eine Trikot-Farbe! Für eine echte National-Mannschaft“), wurde der damalige NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt und NPD-Pressesprecher Klaus Beier im April 2009 wegen Beleidigung und Volksverhetzung zu Freiheitsstrafen von jeweils sieben Monaten auf Bewährung verurteilt.
Gleichzeitig ist die gezielte Unterwanderung von Sportvereinen durch Neonazis und andere Rechte teil ihrer Strategie. Der Augenmerk liegt dabei auf dem Amateur- und Jugendsport. „Indem sie sich im Sport engagieren, versuchen sie sich nicht nur Sympathien in der örtlichen Kommune zu erarbeiten und als „ordentliche, engagierte, deutsche Jugendliche zu geben, sondern auch, ihre rassistische und menschenfeindliche Ideologie als eine „ganz normale“ Meinung unter vielen zu präsentieren. Diese Intention ist Teil einer offensiven Normalisierungsstrategie der extremen Rechten.“ (http://www.fussball-gegen-nazis.de/lexikontext/neonazis-im-sport)
Immer wieder wurde bekannt, dass NPD-Aktivisten als Schiedsrichter*innen bei Jugendspielen, als Trainer*innen oder als Spieler*innen auffielen. Gerade als Trainer*innen oder Schiedsrichter*innen haben sie einen nicht unerheblichen Einfluss auf die soziale Entwicklung von Jugendlichen und ihrer zukünftige politische Verortung. „Im Sinne einer Normalisierungsstrategie geht es in einem ersten Schritt darum, nicht negativ aufzufallen und Vertrauen aufzubauen. Auf dieser Basis lässt sich in einem zweiten Schritt Ideologie einbringen und Überzeugungsarbeit leisten. Diese Art von „Unterwanderung“ trifft nicht nur, aber eben auch Sportvereine. Als vermeintlich unpolitische Orte werden sie von Rechten genutzt, um ihre Ideologie zu verbreiten und Sympathisant*innen zu gewinnen. Werte, wie Leistungsorientierung und Gemeinschaft, die im Sport gelebt werden, können Anknüpfungspunkte für rechtsextreme Ideologie sein.“ (https://www.fussball-gegen-nazis.de/beitrag/wenn-ein-nazi-jugendliche-im-fussball- trainiert-skandal-beim-sv-waren-09-10447)
Solche Bestrebungen gilt es zu verhindern! Wir erwarten von Vereinen rassistischen, antisemitischen und sexistischen Einstellungen und Verhaltensweisen deutlich entgegenzutreten.
Wir fordern von der JSG Roddau und den Verantwortlichen des MTV Handorf und der FC Roddau, dass die Trainer*innentätigkeiten der Börm ́s umgehend beendet werden.
Kontakt:
Salt City Antifa: salt.city.antifa@nadir.org
Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen: kontakt@antifa-lg-ue.org
Bildquellen: Recherche Nord, eigene Recherche